Animaliaison

Collages 2020/21

exhibition information on dolomitenstadt

artwork of the series in the artshop

and in window 3 of the Kunstadventkalender Liebburg

 

Bergend

Bergend, 2021

63,5 x 31cm

 

Nistend

Nistend, 2021

42×31,5cm

 

Triefender Urquall

Triefender Urquall, 2020

23,4x47cm

 

Blumdu, 2020

29,7x21cm

 

Knutschopard

Knutschopard, 2020

30×21,5cm

 

HipPo, 2020

24x42cm

 

Seecooler chillt, 2020

52×34,5cm

 

Seecooler

Seecooler nährt Rolphi, 2021

47x36cm

 

Übelsatt, 2021

82x35cm

 

Polarqueen, 2020

29,7x21cm

 

klein Butterflieger

klein Butterflieger, 2021

25,5×20,2 cm

 

exhibition

exhibition participation in the Dolomitenbank Galerie Lienz

 

 

solo exhibition

Kunstwerkstatt Lienz

Mühlgasse 8a, 9900

Mo-Fr 10:00-12:00 / 13:30-17:00

30/8/2021- 12/9/2021

 

Himmelblau, Irish Pub Lienz

Oberhuebergasse 6, 9900

Di-Sa 17:00 – 22:00

30/8/2021- 12/9/2021

 

 

Der Schmetterer Fotoserie

2019/20

 

Zitate aus der Erzählung

Fotoserie in Kooperation mit Wenzel Brücher

 

Wie schlimm muss also erst die Lage für diesen unglücklichen Balg vor mir sein? Eingesperrt in einer fettwurmigen Form. Doch für ihn gibt es einen Ausweg. So knapp vor seinem Fresswerkzeug steht bereits das Versprechen, in holde Lüfte aufzusteigen.

Keine Sorge, mein Kleiner. Du bist nicht wie ich. Für dich gibt es Hoffnung. Ich bin deine Hoffnung.

CoverSHP

 

„Falterfreunde dieser Welt, ich rufe euch! Schaut euch nur so jemanden wie mich an. Ja, kommt schon, traut euch: Go for it, auch wenn das kein schöner Anblick ist. So unglücklich in dieser armen Haut gefangen. Die mir nicht freundlich gesinnt ist. Der ich nicht freundlich gesinnt bin. Niemand vermag sie zu sprengen, mir da rauszuhelfen. Nicht mal ... ... ich?“

„Falterfreunde dieser Welt, ich rufe euch!

Schaut euch nur so jemanden wie mich an.
Ja, kommt schon, traut euch: Go for it,
auch wenn das kein schöner Anblick ist.
So unglücklich in dieser armen Haut gefangen.
Die mir nicht freundlich gesinnt ist.
Der ich nicht freundlich gesinnt bin.
Niemand vermag sie zu sprengen,
mir da rauszuhelfen.
Nicht mal …
… ich?“

Schmetterträumen

Schmetterträumen

Ich mache das in meiner kleinen Hütte inmitten
von Flattergrün und Raupenfraß.
Dort gibt es das sonnenwarme Holz meiner Behausung,
auf der sich die Osttiroler Falter
gerne ihre Insektenherzen wärmen.
Weite Felder und Wiesen, wo sie sich träumerisch
und völlig ungestört der Nektarsaugerei hingeben können.
Es gibt dicht bewachsene Wälder, die ihnen Sichtschutz bieten.
Und tiefe Schluchten, in die sie taumelnd stürzen können,
wenn ihnen meine Gafferei zu viel wird.

Er möchte, dass wir eins werden. Dass ich zu ihm werde.
Und will mir damit den größten Wunsch meines
kleinen Schmetterlebens erfüllen. Ein hibbeliges Gefühl
durchströmt meine Beine und breitet sich weiter aus in
Richtung Unterkörper. Wird von dort aus schwerelos. Hebt mich ab und breitet mich der Länge nach am fliegenden Teppich aus. Wo ich rasten kann. Und zugleich in muntere Aktivität der
mühelosen Armschläge eintauche, die zu leise knacksenden
Flügeln aus sandüberzogenem Seidenpapier werden.
So steige ich auf.

Hochzeitsdinner

2018

Judith Breitenbrunner, Katharina Zanon

 

in cooperation with 

Paul Kitzmüller (candle holder)

Siri Maria Sundstroem (violin, voice)

Veronika Moser (voice, saw, shrutibox, cow, jew’s harp and others)

Christopher Haritzer (bass clarinet, voice)

Georg & Georg (die offene Kantine, Neues Rathaus Linz)

 

live-performance

Hinsenkamp Unterführung

Linz Hauptstraße 4-18

2h 30min

 

Ein als unwirtlich zu charakterisierendes Stück Unterführung wird zum Verweilort von zwei romantisch Dinierenden. Das Hochzeitsdinner ist traditionellerweise ein einmaliges, einzigartiges, lang ersehntes, völlig durchgeplantes und meist kostspieliges Event als Sinnbild des illusorischen Traumes vom perfekten Leben. Ein solch prunkvolles Abendessen findet an einem unüblichen Ort statt, der mit allen Klischees des Feierlichen bricht. Die Hinsenkamp Unterführung wird typischerweise von den Durcheilenden möglichst schnell und effizient wieder verlassen, sie ist ein Unort, der normalerweise nicht zum gemütlichen Aufenthalt, zum Staunen und Begegnen einlädt. Feste des Lebens finden hier nicht statt.

 

 

Menscheln

2018

-Text zur Videoinstallation-

Der Witz mit dem das Alles begann

Ein Amerikaner, ein Chinese und ein Deutscher sind die einzigen Überlebenden nach der Bruchlandung eines Flugzeuges. Sie befinden sich auf einer unbewohnten und womöglich auch unbewohnbaren Insel. Wie folgt verteilen sie die Maßnahmen unter ihnen, die eine möglichst schnelle Rettung und größtmögliche Überlebenschancen herbeiführen sollen. Der Deutsche ist dafür zuständig, den Gestrandeten einen stabilen Unterschlupf zu basteln. Der Amerikaner schreibt derweil mit Fußspuren in den Sandstrand groß SOS. Der Chinese soll sich auf den Weg machen, um die Insel nach Nahrung abzusuchen. Nach ein paar Stunden finden sich der Amerikaner und der Deutsche am verabredeten Treffpunkt ein. Vom Chinesen fehlt jede Spur. Hat er uns vielleicht falsch oder gar nicht verstanden? Die beiden machen sich auf die Suche nach ihm. Sie streifen durch den Wald und bleiben zufällig oder durch eine Schicksalsfügung genau unter dem Baum stehen, in dessen Krone sich der Chinese verbirgt, ohne ihn zu bemerken. Er aber sieht die beiden und springt vor ihnen auf den Boden. Surprise!, schreit er.

Ich will mit dem Witz bei meinen chinesischen Freunden punkten und warte ein paar Minuten auf ihre Lacher. Sie schauen mich mit weit aufgerissenen Augen, wie ich denke, verständnislos an und fragen dann neugierig:

So the guys from Germany and America were the food?

Gib dir das riesen runde Ding

Moment! Warte kurz… bin gerade beim Weichtiere schnitzen.

Auf diese Weise vertröste ich meine an die Zimmertür klopfende chinesische Mitbewohnerin. Sie wollte mir ein großes Stück Wassermelone vorbeibringen.

Wer wirft da vor sich hin, du mit dem Morgenstern?

Die Präsenz ihres stillen Beobachters verliert schnell an Relevanz. An seine Stelle tritt der riesige, bunte Bilder von Essbarem abspielenden Screen knapp hinter dem stummen Auge an der Wand montiert. Sie zeigt einmal atemlos kurz lächelnd auf ihn. Ihrem Finger folgend erkenne ich einen Burger Esswettbewerb auf amerikanisch. Schon aber lässt sie den ausgestreckten Arm wieder sinken. Dieses bald umwerfende Ziehen in mittlerweile nahezu allen Muskelfasern. Oh du Schöner Schmerz!

Wenn der Atem rund und seine sich stetig wiederholende Umkreisung neverending ist wie die Oberfläche eines Balles: Woran merkt man dann, an welcher Stelle er sich von Ausatmen zum Einatmen wandelt? 

Ich nehme an, eben dieser Atem ist im Moment nicht leicht wie ein die Ferien versüßender luftgefüllter Schwimmball, sondern für die Luftröhre meiner Genossin beißend schwer zu stemmen wie die stachelige Metallkugel, die der schreckliche Sven einhändig durch die Gegend wirft. Dabei ist natürlich Geschicklichkeit gefordert: Man darf die Stacheln nicht ins weiche Handfleisch hinein rammeln lassen. Deswegen empfehle ich immer beim Hinaufwerfen schon darauf zu achten, dass die kleine Mittelfläche zwischen den Stacheln getroffen wird. Kündigt sich in der Luft bereits an, dass dem höchst wahrscheinlich nicht so sein wird, dann die Kugel gemeinsam mit Kegel mit starrer Mine auf den Boden fallen lassen und so tun, als sei die Macke im Parkett, in der die Kugel stecken bleibt, geplant gewesen. Müsste ich diese Kugel nach dem Spaß verschlucken, um die Haltbarkeit meines Vergleichs zu überprüfen und damit wirklich die Luftröhre stopfen, ginge sie ähnlich schwer hinunter. Auch wenn ich auf die Hilfe der Schwerkraft zählen könnte,- das bestimmt! Hätte ich sie nämlich einmal über den Knick gebracht, den der Mundinnenraum vor dem Durchgang zur Essensröhre macht, würde sie auf einen Schlag bis in und zugleich auch von innen auf den großen Zehen fallen. Aber doch auch gut irgendwie, so ausfgefüllt hat sich dieser längliche Körpermitbewohner schon lange nicht mehr gefühlt.

Worüber ich eigentlich lieber schreiben würde

Wenn du, Leser, ob lieb oder nicht, wage ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen, jetzt denkst, dass ich auf diese Weise umschreibend die Aktion, diese sagenumwobene Attraktion verschleiernd, tausende an Seiten fülle, bist du einigermaßen nahe dran an des Pudels Kern. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber über meinen besten Freund, einen mittelgroßen Kolumbianer, der im kleinen China die unmöglichsten Dinge versucht, um auf die absurdesten Wege zum großen Geld zu kommen, geschrieben. Doch dazu an einer anderen Stelle mehr. Weil ich diese Stories in meinem späteren Leben dazu verwenden will und werde, selbst zum großen Geld zu kommen. Wird sich auch bestimmt besser verkaufen: Der Moneymaker, als Menscheln: Also seitenlang über eine mysteriöse Aktion zu schreiben, ohne ihren Vorgang oder Inhalt dabei zu verraten.

Worüber ich stattdessen schreibe

Obwohl die Chinesen, die sich bereit erklärten, mit mir gemeinsam mein Vorhaben auszuführen, auch nett waren. Zu meinem Verhältnis mit ihnen jetzt an dieser Stelle mehr.

Was für ein Zufall: Ich begegnete in der letzten Woche meines Aufenthaltes in China über die Freundin einer Freundin eines Freundes Freund dem wie mir vorkommt einzigen offiziell geoutet lesbisch lebenden Pärchen Guangzhous und sie machten mit mir das, von dem sie wussten, dass ich es hier an dieser Stelle nicht beschreiben dürfen können würde. Als ich sie fragte, ob sie gern dabei gefilmt werden wollen würden, lachten sie. Es war weniger ein schüchternes oder peinlich berührtes, eher ein zu meinem Erstaunen herzhaft wissendes Lachen. Aber nur wenn du zuerst, sagten sie wie aus einem Munde. Na gut. Ich mache ihnen die Freude. Mich selbst muss ich ja dann, um in jedem Fall die Blamage zu vermeiden, bei meiner Ausstellung nicht zeigen.

Welch ein Glück, weil so einfach zu überreden: Meine Flamme sagt mir, sie würde es schon machen, wenn ich ihr dafür als Dank einen Kuss gäbe. Würde ich ja sowieso immer und zu jeder Zeit. Das sage ich ihr aber nicht, denn dann würde es ihr billig vorkommen. Und sie es vielleicht auch nicht machen. So fordere ich zuerst ihren Einsatz ein, bevor ich ihr meine Zuneigung in Form von absolut rückhaltloser Züngelei zeige.

Die Ranzigkeit vergessen

Wenn die Handinnenflächen von der Bewegung rauh und aufgeschabt sind, dann wechseln. Die Pobacken werden es uns hernach mit Knackigkeit danken. Hoffe ich. Kein Wunder, dass das gut ankommt und sich so großer Beliebtheit erfreut, dass die Leute gar nicht mehr damit aufhören wollen und können. Da kommt das Sushi, das ich im Laden nebenan gekauft habe, gerade gar nicht recht. Weil es bereits, schon längere Zeit mit mir draußen im knalleheißen und schwitzig nassen Sommer unterwegs, an Frische verloren und an miesen Fischgestank zugenommen hat. Ich hätte es gleich, vor dem Shooting noch an die Frau, also in diesem Fall an meine hilfreiche Kollegin bringen sollen. Jetzt in diesem miserablen Zustand traue ich mich nicht mehr so recht zu sagen, dass der auf diese Weise vor sich hin riechende Inhalt eigentlich von mir stammt. Mit meinen Finanzen umgehen muss ich offenbar wieder einmal erst lernen. Muss ja jetzt doppelt zahlen und meine Helferin draußen in einem Restaurant zum Mittagessen einladen um ihr in Naturalien Dank zu übermitteln. Zum Glück war das Sushi nicht teuer und kann auch im Stehen verspeist werden, also hätte es werden können. Ich habe während des Drehs schon wieder vergessen, dass es womöglich mittlerweile so enorm ungenießbar ist, dass ich es auf keinen Fall mehr als Dank anbieten sollte, sondern direkt und von der leider gestanksdurchlässigen Plastikverpackung ungetrennt, um nicht für noch mehr Geruchsbelästigung zu sorgen, in den Container, also daune hauen, wie die Linzer so schön sagen, also in die Tonne werfen.

Der Hunds-Hunger

Hast du schon gegessen? 

Frage ich sie nachdem ich die Aufnahme im Kasten habe. Nein, könnte ich aber jetzt mehr als alles andere gebrauchen. Nach dieser An- oder war es eher Abstrengung? Gut, gehen wir also. Das Säckchen mit den Stinkesushi lasse ich dort, wo wir eben sind, also waren, stehen. So als wäre es nicht meines, sondern heimat- und besitzerlos. Meine Begleiterin meint, sie würde das nicht verstehen und auch nicht unkommentiert tolerieren können, dieses essensverschwendende Verhalten der Leute. Noch dazu an einem Ort wie diesem, an dem wir eben sind, also waren. Also dort, wo ich sagen würde, wo wir wären, also gewesen wären, würde ich nicht… Als Reaktion auf ihre Kritik am Verursacher des dort nach wie vor vor sich hin faulenden Sushis schüttle ich nur den Kopf.

Als Kind erklärten uns die Eltern, wir sollen den Reis aufessen, um Respekt für die Reisbauern dieses Landes zu zeigen.

Okay, jetzt wird‘s mir zu viel mit ihrer Raunzerei. Ich habe auch schon Hunger, verließ mich wohl etwas zu sehr auf den baldigen Verzehr der mittlerweile unbrauchbar gewordenen fishi smelling Brocken. Bin dementsprechend genervt und spüre die Nervenfasern direkt unter dem dünnen nur mit Haut und Haar überzogenen Kostüm vor sich hin britzelnd blank daliegen, nur darauf wartend, dass sie jemand reizt. Mürrisch grummle ich irgendetwas wie:

Den Würmern dieses Landes soll auch genug Respekt zukommen.

Sage das aber nicht laut genug, stehe wohl selbst nicht so ganz hinter meiner Aussage. Um meine Murmelei etwas auszuschmücken, meine Aussage mit einem sinnvollen Boden zu untermauern, füge ich noch hinzu:

Die Bodenbewohner wollen auch dann und wann was Gutes, nicht immer nur die zwischen den Zähnen knirschende Pflanzenerde.

Was sagtest du?

Um das nicht beantworten zu müssen, ziehe ich sie am Ellenbogen nach draußen, wo uns zum Glück mit den vielen kleinen Straßenbuden, die zum uns rund um die Uhr verköstigenden Essgelage einladen, wieder fröhlichere Essensgespräche begegnen.

Ein unglücklich verlaufener Dialog

Magst du eine Nuss?

Als sie happy genau so wie ich mir das vor meiner Fragestellung ausmalte jede Möglichkeit an Gratisfutter bejahend mit dem Kopf nickt, haue ich ihr mit der geballten Faust auf den Oberkopf.

Ich meinte natürlich eine Kopfnuss!

Haha. Ich bin aber wie ich merken muss die einzige, die sich darüber ins Fäustchen lacht. Denn leider funktioniert dieser Witz, wie mir zu spät gewahr wurde, nicht als chinesisches Wortspiel, weswegen er auch nicht von ihr verstanden wird. Ich versuche es verzweifelt und die letzte Lust zum herausgepressten Witz zusammennehmend, (er muss doch noch kommen, wenigestes für einen Lacher der höflichen Auswegslosigkeit ihrerseits muss es reichen) mit einer schlechten weil in ihrer Bedeutung ebenfalls undurchdachten englischen Übersetzung.

So you‘re asking me if I’m nuts?

Oh. Das wird nicht mehr besser. Ich werde bonbonfarben im Gesicht. Zu kompliziert und aussichtslos, das jetzt wieder mit mühsamen Übersetzungsversuchen versuchen zu übersetzen. Der Witz ist kurz bevor die Widerbelebungsmaßnahmen Wirkung zeigen konnten am Weg zu seiner Erklärung abgekratzt. Mit einem Zahnstocher versuche ich noch, die Rückstände seiner letzten Reste herauszustochern. Sie zerrieseln mir zwischen den Fingern. Lächle entschuldigend und spüre dabei die von meinem unglücklich leeren Wanst der sich bereits nach innen wölbt aufkommende Schwäche.

Ein unglücklich verlaufener Monolog

Wir sind wieder gut, oder?

Denke ich fragend. Weil ich Panik vor der Antwort habe. Ich glaube schon, schaue ihr mit plötzlich, wahrscheinlich wegen der in mir aufsteigenden peinlichen Berührtheit müde zugeschwollenen Augenliedern heftig ins Gesicht. Sie spricht das Happing jedenfalls nicht wieder an, genau wie sie auch das Happening, das ich mit ihrem Einverständnis gefilmt habe, nicht wieder ansprechen wird. Nicht nur, weil sie weiß, dass ich darüber nicht sprechen oder schreiben dürfen werden muss. Sie schaut aufmunternd auf den sich an meinem fast bis nach hinten in den Gaumen gesogenen Wangenfleisch und an der ganz offensichtlich schlechter werdenden Mundstimmung abzeichnenden Hunger.

Wir nehmen jetzt dieses Restaurant, denn du magst nicht mehr weiter gehen, ich weiß.

Danke, du Gedankenleserin. Und auch noch japanisch. Habe ich schon lange nicht mehr gegessen.

Lächle ich mit dem Lügenkloß in den Nacken gestopft und mache, unbewusst wie mir scheint, eine Geste, die mir dabei helfen soll, die unsichtbar zu eng gebundene Krawatte zu lockern. Zu meiner Freude sind die Reis- und Fischhappen in der Bude um uns herum neverending running. So große Freude, weil ich mich bei einer so bunten Vielfalt an möglichen Fressvariationen zum vorher ausgelegten Fixpreis nie zurückhalten können werde und schlingen werden muss, bis das Essen hinauf bis in den Mundraum verzweifelt nach Räumlichkeiten sucht, dabei die Speiseröhre zustopft und die Luftröhre dazu zwingt, röchelnd um den ihr rechtmäßig zustehenden Platz zur nötigen Atemausdehnung zu kämpfen.

Hast du denn schon jemals einen so fetten gesehen?

Sie blickt sich irritiert um.

Das ist mit Abstand der fetteste der mir je im Leben untergekommen ist!

Ich schreie schon, vor Lust an der Ungläubigkeit die das Gesehene hervorruft.

Mit Abstand!  und…

Irre, dass ein Wesen überhaupt so fett werden kann, ohne davor einzugehen!

Jetzt erkenne ich und muss schlucken und wünschte mir, wir hätten uns auf chinesisch unterhalten. Denn sie deutet mit dem Essstäbchen, tut man eigentlich nicht, dachte ich, aber nachdem sie es doch tut, denke ich, wird man es wohl doch tun können, auf einen Gast am Nachbarstisch. Der ist der fetteste Gast, den ich jemals gesehen habe. Mit Abstand. Leider schaute ich durch das Wasser des Aquariums mit dem fetten Karpfen darin ihm gegenüber in die Richtung des Gastes und zeigte durch die Transparenz des Wassers genau auf ihn.

So viel geiles Teil 

Meine Begleiterin sieht ruhig und entspannt aus, obwohl auch sie vom Hunger getrieben sein müsste. Sie ist mit der Überfülle an japanischen Schmatzereien nicht wie ich in der überschwänglichen Überforderung untergegangen, sondern sieht sich und ihren Magen mit dem zukünftigen Magenihnalt nach wie vor klar, wenig von verrückt in den Pupillen glänzender Fressmanie überzogen und zu meinem Erstaunen völlig unromantisierend. Sie ist eine gut situierte chinesische Großstädterin. Lernte wahrscheinlich von frühesten Kindheitstagen an damit umzugehen, dass zu jeder Zeit überall das Essen lockt und danach schreit, in den Schlot geworfen zu werden. Ruhig und besonnen hält sie nach dem besten Sitzplatz für uns Ausschau. Schon noch nahe genug am fördernden Sushiband, damit das Grapschen nach Futter für uns nicht zur Qual wird, weil die Köpfe anderer Esser den Weg dorthin versperren. Aber doch nicht ganz daneben, damit das Gelage nicht vom nervigen Quietschton des offenbar noch nie geölt gewordenen Förderbandes unterlegt wird. Ich reiße mich von ihrer Hand, weiß gar nicht mehr, warum ich sie ergriffen habe, wahrscheinlich, um mich von der Peinlichkeit der Beleidigung des fetten Nachbarsfressfischlings abzulenken und mich an den Gedanken zu klammern, dass sie mich als letzter mir gerade noch nahe stehender Mensch der Welt trotz dieses Fauxpas nicht verlassen oder hassen wird. Weil ich mich mit einer laut aufpatschenden Arschbombe auf den Stuhl exakt neben dem ankommenden Essen fallen lasse, sieht sie mir fest in die Augen. So lange, und wahrscheinlich auch noch länger, bis ich entschärfend zwinkere, wie ich das als Unterlegenheitsgeste bei drohender Attacke von wilden Tieren gelernt habe.

Ich verstehe Teile deiner Überschwänglichkeit und den gierenden Gedanken dahinter. Aber wir werden auch hier, und sie deutet auf einen Stuhl etwas weiter weg, in der Mitte des Geschehens des Restaurants, ganz sicher mehr als satt werden. Und das in einer gemütlicheren Atmosphäre, was deinem hungernd aufgegeilten Geist und deinem sich in heller Vorfreude auf den Kohlenhgydratrausch wie wild überschlagenden Herzchen in jedem Fall besser tun wird.

Dazu gereichte Essstories

Ich glaube ihr und setze mich aber doch etwas enttäuscht, weil meiner Meinung nach zu weit weg von den verheißungsvollen Schmatzereien neben sie. Warum hauts immer nur mir den Vogel raus, wenn es um Nahrungsüberschuss und den richtigen Umgang damit geht? Theoretisch weiß ich, dass es mir nicht gut tut, diese ganze Überfülle hinunterzuschmeißen. Aber… Zum Glück fühle ich mich jetzt wieder etwas ruhiger und der hitzig nervöse Kopf hat sich abgekühlt: Die Erinnerung an den Blick in ihre schwarzen Augen, den sie mir gerade großzügig so lange wie ich wollte und noch länger zur Verfügung stellte, hat in mir ein Gefühl des leicht betäubten traumähnlichen Hirntaumelns hinterlassen. Der Bauch vibriert nach wie vor und schreit mittlerweile so laut, dass es von innen bis an mein Ohr dringt nach Nahrungsaufnahme. Mein Donnergrollen muss bis weit nach hinten in die Küche dringen. Kurz kommt mir das bestimmt nach wie vor vor sich hingammelnde von mir zurück gelassene Sushi in den Sinn. Das muss jetzt noch grausiger sein! Ich schiebe den Gedanken von dem mittlerweile im sich durchs Fenster windenden Sonnenschein bestimmt bestialisch nach Tiefseeungeheuer stinkenden Rohfisch wieder dorthin wo er hingehört und ungestört von mir weiter vor sich hinfaulen kann. Nämlich in die Tiefen meines Unterbewusstseins. Von wo aus er wahrscheinlich ab jetzt immer wieder während einer Sushivöllerei auftreten wird und mit meinem schlechten Gewissen wegen seines Zurücklassens garniert eine Stinkwolke in Richtung meiner bewussten Wahrnehmung senden wird, die mich kurz verwirren, dann kurz anekeln und mir daraufhin fast den Appetit verderben wird, aber zum Glück nur fast. Ich werde diese Geruchsbelästigung mit der mich mein Gehirn quält auf einen halluzinatorischen Ausbruch des mir im Nacken sitzenden Wahnsinns oder auf den in den Gehirnwindungen lauernden Gehirntumor (der alarmiert Patienten doch mit Gerüchen, die im real life nicht existieren, nicht wahr?) schieben und nicht weiter beachten. Sondern meine Aufmerksamkeit wieder auf die in leider gar nicht so unmittelbarer Nähe nimmermüde um unsere Köpfe tanzenden und trotzdem noch immer nice aussehenden Gustostückchen, lenken. Muss wohl auch gute Kindheitserinnerungen an Karusellfahrten in mir hervorrufen, diese rotierende Bewegung. Denn nicht mal das an mein Ohr dringende Quietschen des rollenden Tellerschiebers kann mich jetzt nerven. Eher empfinde ich es als ehrliches Stöhnen der durchgehend für uns malochenden Maschine. Mag es auch während des Essens gerne hören, wenigstens mit der Aufmerksamkeit, die ein halbes Ohr aufbringen kann, weil die anderen eineinhalb Ohren damit beschäftigt sind, dem Mund beim geräuschvoll genüsslichen Schlingen zuzuhören.

Erzähle mir etwas von deinen Essenserfahrungen hier in China, die krasse Vielfalt an wahrscheinlich für dich skurril wirkenden Speisen hier muss doch als Ausländerin bestimmt hammermäßig einfahren, nicht wahr?

Nun gut, da gibt es tatsächlich die eine oder andere Geschichte darüber. Ich überlege mir, welche meiner komischen Essenserfahren möglicherweise ein kulturübergreifendes Erlebnis darstellen und auch in ihr nostalgische Gefühle aufleben lassen könnten.

Schaumschläger im Seifenshop

Das giftige Seifenzeug riecht teuflisch gut. Es verleitet mich dazu, den von Erwachsenen meist als witzig empfundenen Kinderscherz: In die Seife hineinbeißen, aufzunehmen und auszubauen. Die große Auswahl im Seifengeschäft macht mich gierig und ich mag drei davon bereits vor Ort hinunterschlingen. Halte mich aber der Höflichkeit wegen in Anwesenheit der Verkäuferin zurück und rieche stattdessen nur dezent an den wie wild vor sich hin duftenden Schaumerzeugern. Die Geschmacks- und Duftrichtungen meiner Wahl sind:

Pfirsichmatsch

Bananenblamage

Erdbeermundfleisch

Endlich zuhause angekommen und ganz nach meinem Geschmack gespeist muss ich erkennen dass die daraufhin entstehenden Rülpser und Furze Blubberbläschen in der jeweiligen Farbe und Duftnote entstehen lassen. Ich kann sogleich ein Schaumbad nehmen, ohne ein Schaumbad dafür herzunehmen. Ein wenig übel ist mir nach den ersten drei Bissen. Ich will aber nichts verschwenden und später Essen kommt für mich nicht in Frage: Der gute Geruch verzieht sich doch sonst bestimmt. Zudem könnte mir ein Schmarotzer dazwischenfunken und die Dinge an meiner Stelle verspeisen. Deshalb möchte ich die verbliebenen Stücke mit meiner Nachbarin Elena teilen. Sie ist Russin und für mich die Frau mit der ich zu jeder Zeit Pferde stehlen und Elefanten essen kann. Sie öffnet mir die Haustüre. Aber mir fällt absolut keine Möglichkeit ein, wie wir die drei schon von mir angebissenen Seifen gerecht unter uns zwei aufteilen können. In der Gier habe ich obendrein nicht darauf geachtet, mit den Zähnen gleich viel Material von jeder Seife abzuschaben, was der von mir angestrebten Gerechtigkeit in der Essensverteilung einen Strich durch die Rechnung macht.

Ich erkenne, dass mich meine Mitesserin zwar mit einer Falte zwischen den Augenbrauen ansieht und diese während meiner Erzählung zeitweise überrascht nach oben zieht, so als würde sich eine Frage anbahnen. Aber sie hört sich meine Geschichte geduldig bis zum Ende an.

Am Beginn deiner Erzählung war ich vor Rührung den Tränen nahe: Du hast das als Kind also auch getan. Stellt sich mir die Frage: Machen das Kinder in der Nähe von Seifen den Planeten umspannend gleich? Der zweite Teil deiner Geschichte erschien mir eher fragwürdig. Ich verstehe schon, dass man die Kindheitserinnerung wieder aufleben lassen möchte, allein des Spirits wegen. Aber ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind den ersten Bissen sofort wieder ausgespien hatte, als meine Geschmacksknospen mit der Ungutigkeit des Verzehrten in Berührung kamen. Warum also hast du dann in jede einzelne Seife hineingebissen, das gekaut und dann sogar hinuntergeschluckt?

Ja also… ich erzähle gerne Geschichten. Und wenn ich beim Erzählen so richtig in Fahrt gekommen bin, entkommt mir was meinen Mund verlässt immer wieder in die Realitäten ausweitende und sie dann hinter sich lassende Höhen. Wie der fliegende Teppich von Aladin. Steigt einfach so über meinen ohnehin nicht sehr stark im Boden verhafteten großen Zehen hinauf. Weil ich gerne unterhalte. Weil ich mir noch lieber selbst einrede, dass es tatsächlich so passierte. Ich will, dass mein Leben eigentlich ein Märchenbuch ist und deswegen schön.

Es bleibt also mir überlassen, welchen Teil deiner Erzählung ich glaube und welchen nicht? Du willst und wirst es nicht für mich auflösen?

Es ist mir nicht mehr möglich, die realen Anteile der Erzählung von der Fiktion zu trennen. Die sind zu sehr miteinander verwachsen, genau so wie dieses Stückchen Sushi.

Ich halte ihr ein Sushi, an dem der Lachs vermeintlich fest mit dem Reis verklebt ist, mit den Stäbchen den Fisch greifend vor die Nase. In dem Moment aber löst sich der Fischbelag vom Reis und der fällt mit einem Patzgeräusch nach unten. Ich tue ein bisschen traurig herumschauen, schauspielere mit den Mundwinkeln gekünstelt weit nach unten gedrückt. Sie lacht, erkennt aber die wirkliche Enttäuschung über diese meine so völlig schief gegangene Veranschaulichung hinter meiner Clownerei. Ihre Augen zeigen eine milde Art des Mitleids. Ihr Lachen, das in meinem Kopf wie Glockenklang klingt, also im positiven Sinn wie von musikalisch hochbegabten Glocken praktiziert, bleibt in einem aufmunternden Lächeln hängen.

Es ist okay, ich mag trotzem noch eine von deinen seltsamen Geschichten hören.

Plötzlich allen Ärger über die Missgunst des sich nicht als Visualisierungsobjekt verwenden lassen wollenden Sushistücks vergessend, überlege ich mir, wie ich ihr in meiner nächsten Erzählung die Esskultur meines Herkunftslandes und mein andauerndes Festhängen im essbaren Culture Clash etwas näher bringen kann. Ich fiesle die Reste meines vorher auf den Teller gefallenen Reisbatzens auf. Er zerfällt in Einzelteile und nur ein Bissen schafft es bis in die Sojasauce und nur drei Körner schaffen es da wieder heraus und bis in meinen Mund und nur ein Brösel schafft es bis in meinen Magen.

Kouscht lai a oschttiroler Schpezialität

Ich stelle mich zu den zahlreichen Essensstandeln am Nachtmarkt in Hong Kong und brate Schlipfkrapfen für meine neuen Landesgenossen. Ich bewerbe die untypische Speise mit den Worten:

Des isch a Oschttiroler Schpezialität, des miasst es kouschtn: Weats segn, des isch epos fia enk!

Kurz darauf gehe ich mit Speibsäckchen durch die Menge der mutig probierenden Chinesinnen und Chinesen und sammle die Speisereste ein, die den schwerkraftwiderständigen Weg genommen haben. Ich nenne sie euphemistisch What is left from my hometown in China.

Ich selbst verschlinge 50 Schlipfkrapfen ohne zu kauen. Diese Heißhungerattacke muss wohl die Sehnsucht nach meiner Heimat befeuert haben. Hernach bin ich entsetzt über die Riesenkugel, die sich nun an der Stelle meines Bauches befindet und über die Schmerzen, die sie auslöst. Kaum kann ich sie noch vor mir herschleppen. Ich mache mich also auf den Weg zum Gynäkologen meines Vertrauens und lasse mir über meinen ihm prägnant entgegenstehenden Wanst das die Ultraschalluntersuchung vorbereitende Gleitgel schmieren.

Is everything okay with my babies? 

Die Teigbatzen im Magen erkennend, schüttelt er mürrisch den Kopf.

Diese Klöße befinden sich in einem Organ, das sich meinem Zuständigkeitsbereich entzieht und werden bei der nächsten Sitzung schon wieder aus dem Körper gespült- warum sollte ich mich um eine so flüchtige nicht mal brutparasitär lebende Invasion kümmern?

Er schickt mich mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen und einem Zeig seiner unförmigen Würstelfinger auf den Ausgang nach Hause. Bei dieser Aktion ist er nicht einmal in den Genuss gekommen, sich meine Vagina anzusehen. Seine letzten Worte sind gestochen scharf hochdeutsch gesprochen, er kommt eigentlich aus der Gegend nahe der Schaumburg Lippe.

Das nächste Mal teilst du die Klöße mit Elena! 

Wollte ich ja, aber sie war…

…verhallt bereits empfängerlos hinter der mit einem lauten Knall geschlossenen Türe in den Weiten des Stiegenhauses. Genervt über seine, wie mir scheint, unhöflich arrogante Art, die kann ja nur von dem wahrscheinlich einzigen deutschen Gynäkologen in China kommen, zeige ich ihm noch beide Mittelfinger volle Kanne durch die verschlossene Türe.

Und wenn du es genau wissen willst: Die zwei schlanken langen waren schon lange dort, wo du es als kleiner fetter nicht mal während der Untersuchung hingeschafft hast.

Sie scheint es zu bevorzugen, die Geschichte unkommentiert zu lassen. Schaut nur, ein bisschen verträumt wie mir vorkommt, mit müden oder vielleicht auch satten Augen vor sich hin. Das gibt mir Zeit, mir über den Inhalt meiner nächsten Geschichte Gedanken zu machen.

Ich entscheide mich dafür, ihr diesmal und zum krönenden Abschluss ein Feastingerlebnis mit einer meinem Geschmack wirklich vollkommen unverständlichen Zutat zu schildern. Wird sie es schaffen, mir als erster Mensch der Welt den Sinn der Verwendung dieser Ingredienz für kulinarische Zwecke näher zu bringen? Wenn ja, wie? Die Neugier auf ihre Reaktion treibt mir das Blut in die Wangen und macht mir die Birne wieder hitzig und die Augen glänzend und das tief triefende Rot des Plutzers reflektierend. Obwohl ich zu Beruhigungszwecken mehrmals tief ins mittlerweile von im Reisscheiss plantschenden Fischchen stark ausgedehnte Zwerchfell atme, erzähle ich zu schnell und verhasple mich mehrfach.

Magic Ghost Mushroom

Ich lade einen meiner männlichen Helfer als Dank zum mittäglichen Essen ein. Nur so nebenbei bemerkt bemerke ich so nebenbei, dass mein Bauch in diesen Tagen des chinesischen Festessens in der selben Geschwindigkeit wächst, in der sich der Inhalt meiner Geldbörse leert. Mein heutiger Mitesser ist guter Freund und Kollege. Seinem englischen Namen nach ist Jack The Fruit prädestiniert dazu, mir zur Entstehung von Geschichten, die von mir dankbar mit der Kaugummizigarette aufgesogen und dann am Esspapier festgehalten werden können, zu verhelfen. Ich erzähle meiner Begleiterin davon während ich mit ihr esse und knabbere dabei in Gedanken das Esspapier mit den in Lebensmittelfarbe aufgedruckten Buchstaben hinunter. Wie kann es sein, frage ich mich und jetzt sie, dass sich Jack The Fruit geschickter anstellt als ich, wenn es darum geht, die kleinen weißen Pilze, die mit Japanischem Tofu serviert werden zu verputzen? Als er sie zum ersten Mal auf meinem Teller siehst, schreit er wenig erstaunt:

See you tomorrow!

Das ist die wörtliche Übersetzung ihres Chinesischen Namens. Dieser Schwamm ist hart zu verdauen. Weil er geht nicht zu beißen. Hast du ihn zwischen den Zähnen und mahlst, wird er weder klein noch weich noch wenig noch zart. Er bleibt trotzig so groß wie er ist und auch sein wird, wenn du ihn am Tag oder in der Woche darauf wieder sehen wirst. Er schmeckt nach nichts und als Superflexibler verändert er in geringem Maße seine Form, um sich in deine Zahnlücken zu legen. Die Pilze sehen aus wie Büromenschen, die sich zum Firmenfasching mit den einfachsten Mitteln als Geister verkleiden. Leintuch, Schere, Schnur. Die Schwämme geben sich als Essen aus, sind aber ungemütlich und genusslos zu verzehren. Sie bleiben ihrer Geisterform treu. Auch wenn sie den Körper wieder verlassen, indem sie in hoher Geschwindigkeit auf den Badezimmerspiegel geschleudert werden (Zahnseide) oder in der Klomuschel landen (Schließmuskel). Man kann sie abermals essen und das Weltgeisterproblem lösen.

Nach dieser Geschichte schaue ich auffordernd genau in ihr Gesicht. Sie grinst ein bisschen. Weil sie merkt, dass ich kommentargeil wie auf Seenadeln sitze, sagt sie, sie kenne das die Verspeisung der Pilze begleitende körperliche Problem der Unverwertbarkeit dieser Schwämme. Erleichtert atme ich auf. Also nicht ich alleine, die diesen Genuss mit höchster Freude verneint. Da kommt aber noch mehr aus ihrem Mund. Und es ist kein verkleideter Büromensch.

Ich hatte die kleinen Scheißerchen schon eine Zeit lang nicht mehr, morgen vormittag möchte ich sie wiedermal als Frühstücksspeise anbraten. Kannst du dir das vorstellen: Schon drei Tage lang bin ich ohne diesen Gewächsen ausgekommen!?

Nein. Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.